Knisternde Glut, duftender Bratensaft: Historische Bratmethoden neu entdeckt

Feuerführung, Glut und Distanz

In historischen Küchen bedeutete Braten das feine Spiel zwischen Glutbett und Abstand zum Feuer. Köchinnen und Köche verschoben den Spieß näher an die Hitze, wenn die Oberfläche trocknete, und zogen ihn zurück, sobald Fett zu stark spritzte.

Werkzeuge: Spieß, Bratenpfanne und Reflektorschirm

Der Drehspieß lieferte gleichmäßige Bräune, während eine Bratenpfanne den austretenden Saft auffing. Zinn- oder Kupferreflektoren bündelten Strahlungswärme, sodass Krusten schneller entstanden und das Innere saftig bleiben konnte.

Quellen: Von Apicius bis Hannah Glasse

Römische Texte wie Apicius erwähnen Würzen und Säfte, die Renaissance mit Scappi beschreibt genaue Handgriffe, und Hannah Glasse gibt alltagstaugliche Zeiten. Zusammen zeichnen sie ein lebendiges Bild vom Braten als präziser Kunst.
Das konstante Drehen verhinderte, dass Säfte einseitig verloren gingen. In England trieben sogar sogenannte Turnspit Dogs Räder an, damit der Spieß gleichmäßig rotierte – ein charmantes, heute kurios wirkendes Detail der Küchenmechanik.

Würzen, Marinaden und Bratensaft

Apicius kombinierte Säure und Kräuter, teils mit Garum und Traubenmost. Scappi setzte auf Wein, Essig, Pfeffer und Wacholder. Diese Mischungen sollten das Bindegewebe vorbereiten, Aromen vertiefen und den Bratvorgang harmonisieren.

Herde, Öfen und die Architektur der Hitze

Offener Kamin und Hitzezonen

Historische Küchen richteten Zonen ein: nahe Glut für Anbräunen, entfernte Wärme fürs sanfte Garen. Reflektorschirme verstärkten die Strahlung, während Ascheschichten die Glut zähmten und Temperaturschwankungen abfederten.

Vom Backofen zur Rotisserie

Ziegelöfen speicherten Wärme, doch echtes Spießbraten bevorzugte Strahlung und Bewegung. Frühe Rotisserien mit Feder- oder Gewichtswerken sorgten für konstantes Drehen, ohne die Küche pausenlos überwachen zu müssen.

Historische Rezepte in die Gegenwart übertragen

Gans am Spieß nach Scappi, modern interpretiert

Trockene Salzlake für knusprige Haut, niedrige Anfangstemperatur, später kräftiges Nachbräunen: So ahmen wir den Wechsel aus sanfter und intensiver Hitze nach. Kräuter im Bauchraum ersetzen den offenen Kaminduft überraschend überzeugend.

Rind auf den Punkt: Kruste versus Saft

Erst moderate Hitze für gleichmäßige Garung, dann kräftiges Anrösten für Röstaromen. Spicken hilft bei mageren Stücken. Ruhezeit ist unverzichtbar, damit sich die Säfte setzen und die Scheiben glänzend und zart bleiben.

Gewürze: Alt, aber goldrichtig

Muskatblüte, Pfeffer, Wacholder und gelegentlich Safran gaben Tiefe. Heute verstärkt ein Hauch Sherry oder Verjus die historische Note. Teilen Sie Ihre Lieblingskombinationen in den Kommentaren und inspirieren Sie unsere Leserschaft.

Kultur, Geschichten und kleine Wunder am Spieß

Zu Sankt Martin oder Weihnachten sammelte sich die Familie am Duft des Bratens. Der Moment, wenn die erste Scheibe tranchiert wurde, verband Handwerk, Geduld und Feierlichkeit zu einem Ritual gelebter Gastfreundschaft.
Jobmubarak
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